Mittwoch, 14. Dezember 2011

Goldman Sachs, die beste Kaderschmiede der Welt


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Gute Banker kommen in den Himmel – die von Goldman Sachs kommen überall hin. Mit dieser Vorzeile beginnt mein Text, der heute im Informations- und Hintergrund-Dienst Der Hauptstadtbrief (Ausgabe 105, S. 47) online und gedruckt erscheint. Hier die nur geringfügig optimierte Blogversion:

Ausgabe Nummer 105 vom 14. Dezember 2011.

Leistungsträger, die 30 Millionen Euro oder auch nur 15 Millionen Euro Jahresgage kassieren, sind in Deutschland wohlgelitten, solange es sich um Solisten handelt und die erbrachte Leistung in der Hauptsache aus Beinarbeit besteht: Gas geben, bremsen; Ball stoppen, kicken. Die Zuneigung zu hochbezahlten Leistungsträgern sinkt rapide, sobald deren eigentlicher Leistungsort zwischen den Ohren sitzt und statt zweier Beine, sagen wir, dreißigtausend Mitarbeiter und siebzig Milliarden Umsatz zu bewegen hat. Heißen die Gagen dann noch Boni und wird damit eine Leistung honoriert, die im Wesentlichen in der Geldvermehrung aus dem Nichts besteht, kennt die Abneigung schnell keine Grenzen mehr.


Kommt die Rede auf „die Banker“, hat das für die Angesprochenen einen deutlichen Nachteil: Sie sind, anders als ihr Nebenbuhmann, „die Märkte“, personalisierbar, haben Namen, wie auch ihre Arbeitgeber, und sind ein leichtes Angriffsziel. Ein großer Name in der Finanzwelt ist New Yorks Investmentbank Goldman Sachs. Für gute Banker gilt, dass sie in den Himmel kommen – die von Goldman Sachs kommen überall hin. Sie werden Finanzminister, Ministerpräsident, Firmenvorstand, Notenbankchef.


„Goldman Sachs sitzt am Tisch“, heißt es dieser Tage häufig, wenn Regierungen und Notenbank Rettungsschirme basteln. Wer so spricht, hat Italiens Ministerpräsidenten Mario Monti vor Augen, wie sein Vorvorgänger im Amt, Romano Prodi, ein Goldman-Sachs-Mann und den Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, auch er ein „Goldman“. Bei künftigen Verhandlungen wird sich zu ihnen Paul Achleitner gesellen, der am 31. Mai 2012 den Aufsichtsratsvorsitz der Deutschen Bank übernehmen wird. Er war 1999 beim Börsengang einer der 221 Partner von Goldman Sachs (Erlös 3,6 Milliarden Dollar). Goldman Sachs ist, ohne einem Mitbewerber wehzutun, die beste Kaderschmiede der Welt.


Das gilt auch fürs Heimatland USA (dessen Deutschland-Botschafter Philip D. Murphy, by the way, ein „Goldman“ ist): In Washington wechselte Henry Paulson 2006 von der Spitze von Goldman Sachs an die Spitze des US-Finanzministeriums (bis 2009). Würde so ein Personaltransfer nur die Implantation finanzpolitischen Sachverstands bedeuten, wer könnte Einwände haben. Finanzminister Paulson aber traf sich 2008 mit seinen Goldmännern, um die bevorstehende Lehman-Pleite zu bekakeln, wie das Handelsblatt am 1. Dezember 2011 enthüllte. Das klingt nicht mehr nach Kaderschmiede, das riecht nach Seilschaft.

 

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