Gute
Banker kommen in den Himmel – die von Goldman Sachs kommen überall hin. Mit
dieser Vorzeile beginnt mein Text, der heute im Informations- und Hintergrund-Dienst
Der Hauptstadtbrief (Ausgabe 105, S. 47) online und gedruckt erscheint. Hier
die nur geringfügig optimierte Blogversion:
Ausgabe Nummer 105 vom 14. Dezember 2011. |
Leistungsträger,
die 30 Millionen Euro oder auch nur 15 Millionen Euro Jahresgage kassieren,
sind in Deutschland wohlgelitten, solange es sich um Solisten handelt und die
erbrachte Leistung in der Hauptsache aus Beinarbeit besteht: Gas geben,
bremsen; Ball stoppen, kicken. Die Zuneigung zu hochbezahlten Leistungsträgern
sinkt rapide, sobald deren eigentlicher Leistungsort zwischen den Ohren sitzt
und statt zweier Beine, sagen wir, dreißigtausend Mitarbeiter und siebzig
Milliarden Umsatz zu bewegen hat. Heißen die Gagen dann noch Boni und wird
damit eine Leistung honoriert, die im Wesentlichen in der Geldvermehrung aus
dem Nichts besteht, kennt die Abneigung schnell keine Grenzen mehr.
Kommt die Rede auf „die Banker“, hat das für die Angesprochenen
einen deutlichen Nachteil: Sie sind, anders als ihr Nebenbuhmann, „die Märkte“,
personalisierbar, haben Namen, wie auch ihre Arbeitgeber, und sind ein leichtes
Angriffsziel. Ein großer Name in der Finanzwelt ist New Yorks Investmentbank
Goldman Sachs. Für gute Banker gilt, dass sie in den Himmel kommen – die von
Goldman Sachs kommen überall hin. Sie werden Finanzminister, Ministerpräsident,
Firmenvorstand, Notenbankchef.
„Goldman
Sachs sitzt am Tisch“, heißt es dieser Tage häufig, wenn Regierungen und
Notenbank Rettungsschirme basteln. Wer so spricht, hat Italiens
Ministerpräsidenten Mario Monti vor Augen, wie sein Vorvorgänger im Amt, Romano
Prodi, ein Goldman-Sachs-Mann und den Präsidenten der Europäischen Zentralbank,
Mario Draghi, auch er ein „Goldman“. Bei künftigen Verhandlungen wird sich zu
ihnen Paul Achleitner gesellen, der am 31. Mai 2012 den Aufsichtsratsvorsitz
der Deutschen Bank übernehmen wird. Er war 1999 beim Börsengang einer der 221 Partner von Goldman Sachs (Erlös 3,6 Milliarden Dollar). Goldman
Sachs ist, ohne einem Mitbewerber wehzutun, die beste Kaderschmiede der Welt.
Das
gilt auch fürs Heimatland USA (dessen Deutschland-Botschafter Philip D. Murphy,
by the way, ein „Goldman“ ist): In Washington wechselte Henry Paulson 2006 von
der Spitze von Goldman Sachs an die Spitze des US-Finanzministeriums (bis 2009).
Würde so ein Personaltransfer nur die Implantation finanzpolitischen
Sachverstands bedeuten, wer könnte Einwände haben. Finanzminister Paulson aber
traf sich 2008 mit seinen Goldmännern, um die bevorstehende Lehman-Pleite zu
bekakeln, wie das Handelsblatt am 1. Dezember 2011 enthüllte. Das klingt nicht
mehr nach Kaderschmiede, das riecht nach Seilschaft.
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