Donnerstag, 30. Mai 2019

Mein Blog macht wieder auf


Ausgerechnet am Vatertag. Andererseits, warum nicht. Christi Himmelfahrt, wie ihn in Berlin niemand nennt, ist ein ruhiger Feiertag. Heute hätte ich auf dem Tempelhofer Feld, so heißt der alte Flughafen jetzt wieder, am Mitmachkonzert „Ein Celloschwarm für die Feldlerche” teilnehmen und mir anschließend oder vorher einen NABU-Vortrag über die Feldlerche anhören können. Eine Veranstaltung des RSB, des
Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, das sonst im Konzerthaus am Gendarmenmarkt gastiert.

Die Ode an die Feldlerche ist durchaus nicht symbolisch zu verstehen. Die Feldlerche lebt und brütet auf dem Feld, das einst der Flughafen Tempelhof war. Kein Flugzeug hebt mehr ab, kein Passagier und keine Fracht verlassen diesen Ort oder steuern ihn an. Die Rosinenbomber sind nur vage Erinnerung der Älteren, kaum ein Lebender noch, der sie starten und landen einst sah. So ist das Tempelhofer Feld zum Sinnbild einer strahlend grünen Zukunft geworden, die die Gegenwart abgewickelt haben wird: keine Flugzeuge mehr auf Flughäfen, keine Autos mehr auf Straßen, keine Lastwagen, keine Containerschiffe auf Meeren und Wasserstraßen – überall nur der Gesang von Feldlerchen, das emsige Summen der Bienen und das Quaken gut gelaunter Frösche. Kein Mensch mehr wird es wagen, seinen unwillkommenen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen, nirgendwo, schon gar nicht auf dem Tempelhofer Feld.

Das Fest der Luftbrücke vor knapp drei Wochen am Sonntag, dem 12. Mai 2019, war dann auch eine dieser raren Gelegenheiten, noch in der Gegenwart einen Schatten der Vergangenheit zu erhaschen und Erinnerung an eine Zeit zu tanken, in der der Fußabdruck gar nicht groß genug sein konnte, um 2,5 Millionen Bürger am Leben zu halten. Das Fest der Luftbrücke erinnerte an das Ende der Berliner Luftbrücke, als West-Berlin vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 durch die sowjetische Blockade der Zufahrtswege zu Lande und zu Wasser abgeriegelt war und alles, aber auch alles mit Luftfracht erhalten musste. Eingeflogen von Tausenden amerikanischer und britischer Rosinenbomber. 70 Jahre ist das nun her.


Rosinenbomber beim Tag der Luftbrücke am 12. Mai 2019 auf dem früheren Vorfeld des Flughafens Tempelhof. 





Am Tag der Luftbrücke hatten sie tatsächlich einen Rosinenbomber aufgestellt und zwar so, wie er tatsächliche gestanden hätte: auf dem Vorfeld. Das gibt es noch, und hier gibt es auch keine Feldlerche. Noch nicht. Dafür gibt es ein anderes Vogeltier, aber das steht auf der gegenüberliegenden Seite des Flughafengebäudes und fliegt auch nicht weg: ein riesiger Reichsadler. Er steht auf dem Platz der Luftbrücke und bewacht einen Parkplatz, auf dem kein Auto mehr parkt. Hier war einst die Zufahrt zum Haupteingang, als das Tempelhofer Feld noch der Flughafen Tempelhof war.


Der historische Adlerkopf vor dem Haupteingang zum Flughafen Tempelhof.


































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