Samstag, 24. April 2010

Min dît - Die Kinder von Diyarbakir


Ein politischer Film ohne ein politisches Wort und überhaupt ohne viele Worte ist das Drama Min dit - Die Kinder von Diyarbakir, der seit Donnerstag im Kino läuft. So etwas Ergreifendes wie die Geschichte der lautlosen Ermordung kurdischer Oppositioneller durch türkische Paramilitärs - aus Kinderaugen gesehen, erlebt und erlitten - habe ich noch nie gesehen.

Es sind die Augen der zehnjährigen Laienschauspielerin Senay Orak (oben in der Mitte des Filmplakats, Abbildung rechts, lässt sich durch Anklicken vergrößern), die Sie nie wieder vergessen werden. Wärmste Empfehlung für ein Meisterwerk des Berliner kurdisch-deutschen Regisseurs Miraz Bezar, produziert vom Hamburger türkisch-deutschen Filmemacher Fatih Akin.

Nachsatz vom 5. Mai 2010: Auf Facebook gibt es eine Filmseite für Min dit, auf der ich den Film ebenfalls gewürdigt und anschließend die Frage gestellt hatte:

Ach, kann mir jemand sagen, was Min dit auf Deutsch heißt?
Die Antwort kam prompt von Aygül Y. aus Hamburg: Ich hab's gesehen. Was für ein treffender Titel!
 

Mittwoch, 7. April 2010

Weizsäcker zum Neunzigsten


Am heutigen Mittwoch liegt die neue Zitty am Kiosk und bringt ein altes Foto von mir. Wie das?
In einer Woche, am 15. April 2010, wird Richard von Weizsäcker neunzig. Als er gerade noch sechzig war, wollte er Berlins Regierender Bürgermeister werden. Das war im März 1981, und ich war gerade noch dreißig. Auf dem Foto sind wir beide zu sehen und führen ein zitty-Gespräch,  in dem es erstmals auch um die Option Schwarz-Grün ging. Warum ich das schon vor 29 Jahren für eine schlüssige Alternative hielt, geht aus dem historischen Interview hervor, aus dem Zitty einen Auszug bringt (Seite 41). Warum die politischen Entscheidungsträger fast drei Jahrzehnte brauchten, ehe sie dieser Option - zaghaft - Geschmack abgewinnen konnten, dafür habe ich nur eine Erklärung: Sie sind ideologisch vernagelt.

Weitsicht und Vorurteil sind ungleich verteilt, und der schleppende Gang der politischen Entscheidungsprozesse zeigt, dass Scheuklappen im Politbetrieb der häufigste Kopfputz sind. Zu den alten Fotos (sehr schöne Aufnahmen aus dem Fundus des schon immer dabeien Zitty-Grafikers Peter Senftleben) gibt es einen neuen Text. Darin bilanziere ich neunzig Jahre Richard von Weizsäcker und komme zu dem Schluss: Für Berlin war er ein Guter. Davor mache ich mir Gedanken über die totalitäre Verführbarkeit der Eliten, für die die Weizsäckers ein ebenso anschauliches wie unerfreuliches Beispiel sind. Aber lesen Sie selbst: Für 3,20 Euro gibt es die neue Zitty jetzt am Kiosk, mein Weizsäcker-Essay beginnt auf Seite 38.

Nachsatz: Mittlerweile ist die neue Zitty die alte und nicht mehr im Zeitschriftenhandel verfügbar. Ich habe den Text deshalb heute (23. April 2010) online verfügbar gemacht; bitte klicken Sie hier.