Mittwoch, 20. Mai 2020

Wiedereröffnung des Dokumentationszentrums “Topographie des Terrors” am 19. Mai 2020



 Nach dem Gelände ist nun auch das Gebäude wieder zugänglich.


Der Pressesprecher der Topographie des Terrors, Kay-Uwe von Damaros (links), begrüßt den ersten Besucher vor dem Gebäude des Dokumentationszentrums, assistiert vom Leiter des Wachdienstes, Herrn Weipert (rechts vorn). Danke für den freundlichen Empfang!


Nach dem Gelände das Gebäude: Am gestrigen Dienstag, dem 19. Mai 2020, hat die seit Freitag, dem 13. März 2020, coronabedingt komplett geschlossene und erst seit Montag, dem 11. Mai 2020, nur im Außenbereich wieder zugängliche Topographie des Terrors – pünktlich wie immer um 10 Uhr – nun auch ihr Dokumentationszentrum wiedereröffnet.

Damit es ein Running Gag wird (siehe meinen Eintrag zur Wiedereröffnung des Geländes “Topographie des Terrors” am 11. Mai 2020), bin ich Punkt 10 Uhr am Eingang Niederkirchnerstraße 8 (der Eingang an der Wilhelmstraße bleibt weiterhin geschlossen) und tatsächlich wie am 11. Mai 2020 wieder der erste (und bis zu meinem Abgang um 11.30 Uhr auch der einzige) Besucher, der neugierig auf die neue Sonderausstellung im Inneren des Gebäudes ist.

Und wie schon am 11. Mai 2020 ist es wieder der Pressesprecher der Topographie, Kay-Uwe von Damaros (auf dem Foto oben: links), der den ersten Besucher vor dem Gebäude des Dokumentationszentrums begrüßt, assistiert vom Leiter des Wachdienstes (vorn rechts).


Blick in die Sonderausstellung „Deutschland 1945 – Die letzten Kriegsmonate“. Sie erinnert an das Kriegsende in Europa vor 75 Jahren im Mai 1945.


Im Inneren des Gebäudes gibt es zusätzlich zur Dauerausstellung seit dem gestrigen 19. Mai 2020 die Sonderausstellung Deutschland 1945 – Die letzten Kriegsmonate zu sehen, eine Wiederholung aus dem Jahr 2015. In diesem Jahr 2020 erinnert sie an das Kriegsende in Europa vor 75 Jahren und zeigt in teils drastischen Bildern und beklemmenden Episoden (eine beschreibe ich beim dritten Foto, unten), welchen Schaden die Berufspolitiker, die bis zu ihrer bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 das Deutsche Reich regierten, den Bürgen ihres Landes und den Bürgern der Nachbarländer zugefügt hatten.


Eine Schautafel der Sonderausstellung beschreibt und bebildert eine Episode aus den letzten Kriegswochen: den staatlich veranlassten Mord an dem Bürgermeister von Aachen, Franz Oppenhoff, den die US-amerikanische Militärverwaltung nach der Eroberung der Stadt eingesetzt hatte, während in Berlin noch Reichsinnenminister Heinrich Himmler regierte – und reagierte.


Beispiel einer beklemmenden Episode: Seit 31. Oktober 1944, elf Tage nach der Einnahme Aachens durch US-amerikanische Truppen, regierte Franz Oppenhoff die zerstörte Stadt als neuer, von der Siegermacht eingesetzter Bürgermeister. Ihn ließ der in Berlin noch amtierende Reichsinnenminister Heinrich Himmler am 25. März 1945 als „Volksverräter“ von einem Sonderkommando ermorden. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels notierte am 29. März 1945: „Erfreulich ist die Meldung, dass der von den Angloamerikanern in Aachen eingesetzte Bürgermeister Oppenhoff in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch von drei deutschen Partisanen erschossen worden ist.“


Blick in die Dauerausstellung im Inneren des Gebäudes. Unter dem Titel „Topographie des Terrors. Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt in der Wilhelm- und Prinz-Albrecht-Straße“ beleuchtet sie den Gesamtzusammenhang des Regierungshandelns von 1933 bis 1945 und veranschaulicht den Prozess und die Folgen der Expansion des Staates nach innen und nach außen. 


Wer seine Erinnerung an diese schadenreiche Regierungszeit aus aktuellem Anlass auffrischen oder anschauliche Beispiele für die Unentrinnbarkeit, die staatliches Handeln für Freund und Feind bedeutet, sucht, wird nicht nur in dieser Sonderausstellung fündig. Die Dauerausstellung im Inneren des Gebäudes beleuchtet den Gesamtzusammenhang des Regierungshandelns von 1933 bis 1945. Und im Ausstellungsgraben fokussiert unter einem Glasdach die Open-Air-Dauerausstellung auf die Hauptstadt Berlin 1933–1945. Zwischen Propaganda und Terror. Nunmehr alles täglich von 10 bis 18 Uhr zugänglich. Nachtrag: Seit 1. August 2020 sind Gelände und Gebäude wieder wie vor Corona von 10 bis 20 Uhr geöffnet.

Hinweis: Den Bericht über die Wiedereröffnung des Geländes “Topographie des Terrors” am 11. Mai 2020 finden Sie in den Berliner Freiheiten vom 11. Mai 2020.

Fotos © Dr. Rainer Bieling


Der Beitrag erschien am 20. Mai 2020 zuerst auf Facebook und ist hier nur geringfügig verändert und an das Format des Blogs angepasst. Quelle: https://www.facebook.com/rainer.bieling.1/posts/3401353049893965


Freitag, 15. Mai 2020

Zum Tod von Rolf Hochhuth am 13. Mai 2020 ein letztes Foto



 Und ein Wort zum Abschied.


Ein letztes Foto: Rolf Hochhuth am Sonntag, dem 3. November 2019, im Foyer der Urania Berlin. 

Ach wie traurig war das am gestrigen Donnerstag, dem 14. Mai 2020, aus meinem “FAZ am Mittag”-Newsletter zu erfahren, dass Rolf Hochhuth am Mittwoch, dem 13. Mai 2020, gestorben ist. Es ist gerade mal sechs Monate her, da saß ich neben ihm in der Urania und machte anschließend im Foyer dieses Foto, das nun ein Erinnerungsfoto geworden ist.

Die Aufnahme entstand am Sonntag, dem 3. November 2019, im Anschluss an die Veranstaltung “Der Skandal als vorlauter Bote. Die großen deutschen Geschichtsdebatten”, zu der Hannes Heer in den Kleist-Saal der Urania eingeladen hatte. In dieser Folge 3/10 der Reihe war das Thema des Vormittags “Der Papst, der schwieg: Rolf Hochhuths ‘Der Stellvertreter’ [1963-1965]”.

Wie schon die beiden Male zuvor gab es bei dieser Urania-Matinee einen Vortrag von Hannes Heer, einen Film und nach der Kaffeepause eine Diskussion, an der sich auch Rolf Hochhuth beteiligte. Hellwach und scharfzüngig, nur ein wenig schwerhörig war er, ohne ein Anzeichen von Gebrechlichkeit. Beim gemeinsamen Hinausgehen entstand das Foto. Da war er 88 Jahre alt. Vor gerade mal sechs Wochen, am 1. April 2020, feierte Hochhuth seinen 89. Geburtstag.

Wie gern hätte ich ihm noch öfter zugehört, war er doch der erste, der mit den Mitteln des Theaters einem breiteren Publikum die christliche Vorlage für die soziale Distanzierung von der europäischen Judenheit ins Bewusstsein gerufen hatte. Der Stellvertreter, so zeigte Hochhuth in seinem gleichnamigen Stück, hielt die Abstandsregeln, seit sie von kirchlichen zu staatlichen geworden waren, besonders gewissenhaft ein und sah von seinem Vatikan aus stillschweigend zu, wie die Ansteckungsgefahr für den gesunden Volkskörper des neuen Europa rücksichtslos bekämpft und ein für allemal ausgemerzt wurde, wie es in damals korrektem LTI-Sprech hieß.
(LTI – Lingua Tertii Imperii, Buch von Victor Klemperer = Die Sprache des Dritten Reichs.)

RIP – Requiescat In Pace, Ruhe in Frieden, sehr geehrter Rolf Hochhuth, und vielen Dank nicht nur, aber besonders doch für den “Stellvertreter”.

Foto © Dr. Rainer Bieling


Der Beitrag erschien am 15. Mai 2020 zuerst auf Facebook und ist hier nur geringfügig verändert und an das Format des Blogs angepasst. Quelle: Facebook-Eintrag vom 15. Mai 2020 – Einstellung: Meine Freunde.

Montag, 11. Mai 2020

Wiedereröffnung des Geländes “Topographie des Terrors” am 11. Mai 2020



 Genau 10 Jahre + 5 Tage nach der Eröffnung am 6. Mai 2010 ist die coronabedingte Schließung nun vorbei.


Der erste Besucher nach der Wiedereröffnung, bei 8 °C im Regen aufgenommen vom Chef des Wachdienstes der Topographie, Herrn Weipert. Danke!


Am heutigen Montag, dem 11. Mai 2020, hat die seit Freitag, dem 13. März 2020, coronabedingt geschlossene Topographie des Terrors – pünktlich wie immer um 10 Uhr – wiedereröffnet, zunächst nur das Außengelände. Dort im Ausstellungsgraben gibt es unter einem Glasdach die Dauerausstellung Berlin 1933–1945. Zwischen Propaganda und Terror zu sehen. Bei 8 °C und Regen ist es dort wenigstens nicht nass. Um 11.05 Uhr bin ich tatsächlich der erste (und bis zu meinem kältebedingten Abgang um 12 Uhr auch der einzige) Besucher, das Belegfoto sehen Sie  oben als erstes.


Der Pressesprecher der Topographie, Kay-Uwe von Damaros, begrüßt den ersten Besucher im trockenen Ausstellungsgraben.


Dazu ein Foto von 11:28 Uhr: Der Pressesprecher der Topographie, Kay-Uwe von Damaros, begrüßt den ersten Besucher im Ausstellungsgraben. Dazu noch zur örtlichen Orientierung (unten) ein Foto aus diesem Ausstellungsgraben sowie (als viertes) das Foto einer Schautafel, die an die Ausstellung Ungesühnte Nazijustiz erinnert, die vor 60 Jahren im Februar und März 1960 in West-Berlin für Furore sorgte. (Ich schrieb darüber am 23. Februar 2020 in den Berliner Freiheiten den Beitrag Die Ausstellung „Ungesühnte Nazijustiz“ 60 Jahre danach.)


Der Ausstellungsgraben mit der Dauerausstellung “Berlin 1933–1945. Zwischen Propaganda und Terror”. Rechts im Bild oberhalb des Schottergrabens das Dokumentationszentrum. Im Hintergrund die Wilhelmstraße.


Und zur historischen Orientierung noch dies: Heute vor 60 Jahren, am 11. Mai 1960, fassten Agenten des israelischen Geheimdienstes Adolf Eichmann in Buenos Aires, überführten ihn nach Jerusalem und überstellten ihn dort der Justiz. Eichmann war Mitarbeiter des Reichssicherheitshauptamtes, an dessen Stelle das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors heute steht. Seinen Dienstsitz hatte er jedoch in der Kurfürstenstraße.

Adolf Eichmann war der letzte leitende Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes des Deutschen Reichs, der für Planung, Organisation und Durchführung staatlichen Massenmords gehenkt werden würde. Einen besseren Tag für ihre Wiedereröffnung hätte die Topographie nicht finden können. Chapeau!


Die Schautafel “Strafverfolgung im Kalten Krieg” erinnert an die von Reinhard Strecker organisierte Ausstellung “Ungesühnte Nazijustiz” vom Februar/März 1960 in der Galerie Springer in Berlin-Charlottenburg. 


Info zur Wiedereröffnung – von der Website der Topographie des Terrors übernommen:

Seit 11. Mai 2020 sind die Außenbereiche des Dokumentationszentrums wieder geöffnet (Zugang über den Haupteingang Niederkirchnerstraße 8, der Eingang von der Wilhelmstraße bleibt geschlossen). Auf dem Gelände sind zwei Ausstellungen zu sehen:
• Berlin 1933–1945. Zwischen Propaganda und Terror (im überdachten Ausstellungsgraben).
Der historische Ort „Topographie des Terrors”. Geländerundgang in 15 Stationen.
Vorläufig gelten eingeschränkte Öffnungszeiten (täglich 10 bis 18 Uhr).
Bitte beachten Sie, dass das Gebäude mit der Dauerausstellung „Topographie des Terrors” vorerst noch geschlossen bleibt und von daher auch die Toiletten nicht zugänglich sind.

Aktualisierung vom 19. Mai 2020: Das Gebäude mit der Dauerausstellung „Topographie des Terrors” ist wieder geöffnet und von daher sind auch die Toiletten wieder zugänglich. Weiterhin geschlossen ist die Bibliothek, auch finden keine Veranstaltungen mit Publikum statt.
Aktualisierung vom 20. August 2020: Seit Sonnabend, dem 1. August 2020, sind Gelände und Gebäude wieder wie vor Corona von 10 bis 20 Uhr geöffnet – und beide Eingänge (Niederkirchnerstraße und Wilhelmstraße) sind ebenfalls wieder frei zugänglich. Weiterhin geschlossen bleibt die Bibliothek.

Hinweis: Den Bericht über die Wiedereröffnung des Dokumentationszentrums “Topographie des Terrors” am 19. Mai 2020 finden Sie in den Berliner Freiheiten vom 20. Mai 2020.

Fotos © Dr. Rainer Bieling

Der Beitrag erschien am 11. Mai 2020 zuerst auf Facebook und ist hier nur geringfügig verändert und an das Format des Blogs angepasst. Quelle: https://www.facebook.com/rainer.bieling.1/posts/3378514032177867