Montag, 16. November 2020

Vorstellung des Buches „Freiheit ist keine Metapher“ im Buchladen Eisenherz

Eine Ermunterung in Buchform, die so mühsam errungenen Freiheiten und Rechte jedes Einzelnen gegen die neue Anfechtung des Nie-Wieder von 1945 und 1989 zu verteidigen.

Vorbemerkung Der folgende Beitrag erschien zuerst am Sonnabend, dem 17. November 2018, auf Facebook und berichtete von einer Buchvorstellung am Vortag, dem 16. November 2018. Damals machten die Berliner Freiheiten Pause.
Die unveränderte Zweitveröffentlichung erscheint hier am heutigen 16. November 2020 aus Anlass der Erinnerung an den Geburtstag meiner Mutter Anne-Marie Bieling am 16. November 1923. Sie hat sich zu Lebzeiten für die Freiheiten und Rechte eingesetzt, für deren Verteidigung „Freiheit ist keine Metapher“ heute wirbt.



Buchvorstellung „Freiheit ist keine Metapher“ im Buchladen Eisenherz am 16. November 2018. Auf dem Bild von links nach rechts: die Autorinnen Judith Sevinç Basad, Zeinab Shaker, Hannah Kassimi und Herausgeber Vojin Saša Vukadinović. Die 4 stellten gemeinsam ein Buch aus dem Berliner Querverlag vor, zu dem insgesamt 40 Autorinnen und Autoren Beiträge beigesteuert haben. 

Ist es 35 Jahre her, dass ich im Prinz Eisenherz Buchladen war? Damals noch Berlins erste schwule Buchhandlung, 1978 gegründet als ein typisches Kollektiv der Alternativbewegung wie auch unsere Zitty, in der Eisenherz ein früher Anzeigenkunde war, ist daraus mittlerweile der schwul-lesbische Buchladen Eisenherz geworden, ohne Prinz im Namen, aber noch mit Prinzen im Laden, dazu nun auch Prinzessinnen, gemeinsam residierend in der Schöneberger Motzstraße, wo sonst.

Das Foto zeigt im Hintergrund das Prinz-Eisenherz-Jahr 2004 als Teil des 40-Jahre-Jubiläumsarchivs, im Vordergrund die Protagonisten der Buchvorstellung vom 16. November 2018, die mich in den Buchladen Eisenherz gezogen hatte. Es ging um die Vorstellung des Sammelbandes Freiheit ist keine Metapher aus dem Querverlag. Auf dem Bild von links nach rechts: die Autorinnen Judith Sevinç Basad, Zeinab Shaker, Hannah Kassimi und Herausgeber Vojin Saša Vukadinović. Die 4 stellten gemeinsam ein Buch vor, zu dem insgesamt 40 Autorinnen und Autoren Beiträge beigesteuert haben.

Und, war war’s? Es war großartig. Und rappelvoll im Eisenherz.

Vor allem die Einlassungen von Zeinab Shaker haben mich konsterniert. Was sie, die heute als Bibliothekarin arbeitet, vom eben abgeschlossenem Studium an der Humboldt-Universität berichtete, waren Einblicke in – meine Worte – einen neototalitären Alptraum mit ideologischer Zurichtung, Sprachverboten, Denkreglementierung, studentischem Mitläufertum, unfassbar – eine gegenderte DDR light (light, weil man ja mit einem Schritt wieder in der Freiheit Unter den Linden wäre) oder, umgekehrt, ein Kaiser-Wilhelm-Institut für Rassenhygiene als antirassistische Farce. (Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, wie es korrekt heißt, wurde 1927 gegründet und befand sich bis 1945 in Dahlem, wo heute die Freie Universität ihren Ort hat. Vor der Gender- hat es auch vor 1933 bereits Pseudowissenschaft an deutschen Universitäten gegeben, nur eben mit umgekehrtem Vorzeichen.)

Alle vier haben Antirassismus, Kulturrelativismus, Antizionismus, Postmodernismus, Antiimperialismus, Queerfeminismus, Antifaschismus, Islamismus, Dekonstruktivismus, Genderfeminismus und Critical Whiteness mit einer intellektuellen Schärfe des Gedankens und einem so kraftvollen Widerstandswillen zurückgewiesen, dass ich neuen Mut schöpfe. Mit solchen wehrhaften Geistern könnte es gelingen, den Marsch der Neototalitären durch die Institutionen zu stoppen. 

Kauft dieses Buch. Freiheit ist keine Metapher ist bereits der 5. Band der „Kreischreihe“ aus dem lesbisch-schwulen Berliner Querverlag, kostet nur 20 Euro und ist eine Investition in die Stärkung der Argumentationskraft, die jedem hilft, sich mit der neuen Querfront von Antifaschist*innen und Islamist*innen auseinanderzusetzen, um die so mühsam errungenen Freiheiten und Rechte jedes Einzelnen gegen diese neue Anfechtung des Nie-Wieder von 1945 und 1989 zu verteidigen.

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Nachbemerkung vom 16. November 2020: In der „Kreischreihe“ des Querverlags sind mittlerweile 9 Bände erschienen, zuletzt der Band Zugzwänge. Flucht und Verlangen, wieder herausgegeben von Vojin Saša Vukadinović, mit Beiträgen von 26 Autorinnen und Autoren sowie der Initiative Ehrlos statt Wehrlos.

Hinweis, nachgetragen am 10. Dezember 2020: Auf den Sammelband Freiheit ist keine Metapher gehe ich auch in einem Beitrag ein, den ich heute erstmals in einer erweiterten Fassung veröffentlicht habe: Am Tag der Menschenrechte haben viele Menschen keinen Grund zu feiern.

Foto © Dr. Rainer Bieling