Freitag, 15. Mai 2020

Zum Tod von Rolf Hochhuth am 13. Mai 2020 ein letztes Foto



 Und ein Wort zum Abschied.


Ein letztes Foto: Rolf Hochhuth am Sonntag, dem 3. November 2019, im Foyer der Urania Berlin. 

Ach wie traurig war das am gestrigen Donnerstag, dem 14. Mai 2020, aus meinem “FAZ am Mittag”-Newsletter zu erfahren, dass Rolf Hochhuth am Mittwoch, dem 13. Mai 2020, gestorben ist. Es ist gerade mal sechs Monate her, da saß ich neben ihm in der Urania und machte anschließend im Foyer dieses Foto, das nun ein Erinnerungsfoto geworden ist.

Die Aufnahme entstand am Sonntag, dem 3. November 2019, im Anschluss an die Veranstaltung “Der Skandal als vorlauter Bote. Die großen deutschen Geschichtsdebatten”, zu der Hannes Heer in den Kleist-Saal der Urania eingeladen hatte. In dieser Folge 3/10 der Reihe war das Thema des Vormittags “Der Papst, der schwieg: Rolf Hochhuths ‘Der Stellvertreter’ [1963-1965]”.

Wie schon die beiden Male zuvor gab es bei dieser Urania-Matinee einen Vortrag von Hannes Heer, einen Film und nach der Kaffeepause eine Diskussion, an der sich auch Rolf Hochhuth beteiligte. Hellwach und scharfzüngig, nur ein wenig schwerhörig war er, ohne ein Anzeichen von Gebrechlichkeit. Beim gemeinsamen Hinausgehen entstand das Foto. Da war er 88 Jahre alt. Vor gerade mal sechs Wochen, am 1. April 2020, feierte Hochhuth seinen 89. Geburtstag.

Wie gern hätte ich ihm noch öfter zugehört, war er doch der erste, der mit den Mitteln des Theaters einem breiteren Publikum die christliche Vorlage für die soziale Distanzierung von der europäischen Judenheit ins Bewusstsein gerufen hatte. Der Stellvertreter, so zeigte Hochhuth in seinem gleichnamigen Stück, hielt die Abstandsregeln, seit sie von kirchlichen zu staatlichen geworden waren, besonders gewissenhaft ein und sah von seinem Vatikan aus stillschweigend zu, wie die Ansteckungsgefahr für den gesunden Volkskörper des neuen Europa rücksichtslos bekämpft und ein für allemal ausgemerzt wurde, wie es in damals korrektem LTI-Sprech hieß.
(LTI – Lingua Tertii Imperii, Buch von Victor Klemperer = Die Sprache des Dritten Reichs.)

RIP – Requiescat In Pace, Ruhe in Frieden, sehr geehrter Rolf Hochhuth, und vielen Dank nicht nur, aber besonders doch für den “Stellvertreter”.

Foto © Dr. Rainer Bieling


Der Beitrag erschien am 15. Mai 2020 zuerst auf Facebook und ist hier nur geringfügig verändert und an das Format des Blogs angepasst. Quelle: Facebook-Eintrag vom 15. Mai 2020 – Einstellung: Meine Freunde.

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