Dienstag, 10. Juni 2008

Tibet? Schnauze!

Wir haben wirklich hellsichtige Politiker: Helmut Schmidt wusste – in einem soeben aufgefundenen Textbeitrag – schon 1980, warum der Westen einer imperialistischen Supermacht die Olympiade nicht vermiesen soll. 28 Jahre später brauchte er den Text nur geringfügig zu aktualisieren (Tibet statt DDR, China statt Russland), und siehe da: Seine Apologie totalitärer Anmaßung hat nichts von ihrer demagogischen Frische verloren. Lesen Sie selbst – links die DDR-Version von 1980, rechts Tibet-Version von 2008. Eine der beiden Versionen, die echte, ist aus „Die Zeit“. Nun raten Sie bitte, welche. Bitte nutzen Sie dazu die Synopse (vergleichende Gegenüberstellung beider Versionen), die ich auf Google Docs freigeschaltet habe:

http://docs.google.com/Presentation?id=dg2mw4pw_32dbgxkn6s

Und, haben Sie es herausgefunden? Ja, genau, beide Texte könnten echt sein. Tatsächlich ist der Tibet-Text von 2008 das Schmidt-„Schnauze“-Original (Die Zeit, Nr. 21, 15. Mai 2008, S. 1) und der DDR-Text von 1980 das Remake, für das ich den „Zeit“-Beitrag nur ein wenig frisieren (retro-aktualisieren) musste.

Es zeigt sich einmal mehr, dass auch der demokratische Sozialismus eben nur ein Sozialismus ist, ein Salon-Sozialismus, der selbst keine Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht. Der sich aber mit den Tätern im Namen des Fortschritts arrangiert und deren Opfer ignoriert oder, wie Helmut Schmidt, denunziert.

 

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