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PDF in English (page 10) http://www.atlantic-times.com/airlift-special/Airlift_Special_A4.pdf
Unter dieser Überschrift veröffentlicht The Atlantic Times Nr. 5-2008 meinen Beitrag (Nummer 2) zur 60. Wiederkehr der Berliner Luftbrücke 1948-2008. Hier ist die deutsche Fassung:
Wie die Luftbrücke die Welt verändert hat
Die Meisterleitung von US- und Royal Air Force und die Entschlossenheit der Berliner Bevölkerung genießen weltweit Respekt. Aber die Luftbrücke war viel mehr als die Versorgung von Hungerleidern | Von Rainer Bieling
[Vorspann]
Wenn wir uns Zeitpunkt und Umfeld dieses Glanzstücks angloamerikanischer Nachkriegspolitik in Deutschland näher anschauen, erkennen wir eine epochale Wendemarke für Europa im 20. Jahrhundert.
[Text]
Blicken wir, aus der Sicht von 1948, gut 30 Jahre zurück. Februar 1917: Mit einer großen Volksrevolution bringen die Russen das Zarenreich zu Fall und errichten mitten im Krieg eine demokratische Republik. Oktober 1917: Ein kommunistischer Staatsstreich unter der Führung von Lenin und Trotzki beseitigt nur neun Monate später die Demokratie in Russland und führt zur Errichtung der "Diktatur des Proletariats". Überall in der Welt gründen sich jetzt kommunistische Parteien, bilden eine revolutionäre Internationale (Komintern) und versuchen in ihren Ländern, "Kapitalismus" (Marktwirtschaft) und "bürgerliche" Demokratie zu beseitigen.
In Europa führt das zu einer Polarisierung von totalitären Kräften auf der Linken und der Rechten, zwischen denen die demokratischen Parteien des Bürgertums und der Arbeiterschaft zerrieben werden. Bald ist fast der gesamte Kontinent in der Hand von Rechtsradikalen, die ihrerseits die Demokratie beseitigen und Alleinherrschaften errichten. Am aggressivsten sind italienische Faschisten und deutsche Nationalsozialisten, die bald eine Achse mit Japan bilden und die Welt in ihren zerstörerischsten Krieg ziehen, den Zweiten Weltkrieg.
Die (neben den neutralen Ländern Schweiz und Schweden) einzige übrig gebliebene Demokratie in Europa, Großbritannien, wehrt sich verbissen und kann sich im Bündnis mit den Vereinigten Staaten behaupten. Gemeinsam mit der inzwischen ebenfalls vom Dritten Reich angegriffenen Sowjetunion unterwerfen die Alliierten am Ende Deutschland, wenig später Japan. Doch es kehrt kein Frieden ein.
Überall in Mitteleuropa, wo die Rote Armee die deutsche Wehrmacht als Besatzungsmacht ablöst, errichten die Komintern-Parteien Diktaturen nach russischem Vorbild. 1946 beschreibt Winston Churchill in einer berühmt gewordenen Rede die Lage so:
„Es scheint, dass von Stettin an der Ostsee bis Triest am Mittelmeer ein eiserner Vorhang herunter über den Kontinent kam. Hinter dieser Linie liegen alle Hauptstädte der alten Staaten von Zentral- und Osteuropa. Warschau, Berlin, Prag, Wien, Budapest, Belgrad, Bukarest und Sofia: Alle diese berühmten Städte, und auch die Bevölkerung in diesen Städten liegen in einer Sphäre, die ich Sowjetische Sphäre nennen muss.“
Aber der Eiserne Vorhang hat ein Loch: die Westsektoren von Berlin. Die Sowjetunion will dieses Loch mit aller Macht stopfen. Der Kalte Krieg, der nun folgt, ist der Kalte Krieg um West-Berlin. Im Juni 1948 droht er heiß zu werden.
Um auch in den Westsektoren der Stadt die Marktwirtschaft wieder herzustellen, kommt es zur gleichzeitigen Einführung der D-Mark in allen Besatzungsgebieten der Westalliierten – Fundament des späteren "Wirtschaftwunders". Stalin weiß sofort: eine demokratische und marktwirtschaftliche Oase mitten in seiner diktatorischen und planwirtschaftlichen Wüste wäre wie ein schwarzes Loch, das den Kommunismus verschluckt und nie wieder hergibt (genau so wird es später kommen). Deshalb befiehlt er die Blockade der Landwege nach West-Berlin. Aber der Luftweg ist offen. Ihn nutzen die USA und Großbritannien. Sie versorgen die Stadt fast ein Jahr lang ausschließlich aus der Luft. Die Sowjetunion gibt auf. Sie wird West-Berlin niemals kriegen. Am 9. November 1989 fällt hier die Mauer. Der Eiserne Vorhang hebt sich, und siehe da: Diktatur und Planwirtschaft verschwinden, Europa wird wieder eins, und fast überall entscheiden sich die Menschen für Demokratie und Marktwirtschaft, in Freiheit und Frieden.
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